Wir, Anne Hoffmann und Steffen Neumann, die Autoren des Blogs, arbeiten seit vielen Jahren in unterschiedlichen Funktionen mit Kindern und Jugendlichen zusammen, die nach einem langen Leidensweg ihr eigentliches Zuhause verlassen und in Heime bzw. Wohnprojekte einziehen mussten, um hier eine Umgebung zu erleben, die für ihr Wohlergehen sorgt und ihre Entwicklung unterstützt. Mit den Jahren wuchs in uns ein zunehmendes Gefühl der Unzufriedenheit und des Missmutes. Es resultierte aus dem zunehmend größer werdenden Widerspruch, den wir in unserer täglichen Praxis erlebten. Wir sahen sowohl den zunehmenden sozialpädagogischen Hilfebedarf der Kinder und Jugendlichen und nahmen gleichzeitig wahr, dass jenem Hilfebedarf immer weniger nachgekommen wurde.
Wir werden nicht näher auf diese Probleme eingehen, weil es einerseits den Rahmen sprengen würde und weil wir andererseits davon überzeugt sind, dass jede Person, die mit Herz und gesundem Menschenverstand im System der Hilfen zur Erziehung arbeitet, um diese Probleme weiß und sie in der täglichen Arbeit selbst erlebt. Diese Erfahrungen bewegten uns zu einer noch intensiveren Beschäftigung mit der Leistungsfähigkeit des Systems der Hilfen zur Erziehung. Wir begannen damit, praktikable Konzepte für die Beteiligten (öffentliche / freie Träger) zu entwickeln, welche dazu dienen sollten, den Kindern und Jugendlichen die bestmögliche, erforderliche und angemessene Hilfe zuteil kommen zu lassen. Daraufhin eröffneten wir im Frühjahr 2012 unser erstes intensiv-sozialpädagogisches Projekt und begannen damit unsere Ziele, sowie unsere Vorstellungen von einer angemessenen, sozialpädagogischen Arbeit konsequent in die Praxis umzusetzen.
Unser generelles Ziel war und ist es, Kindern und Jugendlichen eine Hilfe zu bieten, die eine bestmögliche Entwicklung gewährleistet, um ihnen für ihr späteres Leben Wahlmöglichkeiten zu eröffnen
Nach unserer Auffassung entsteht im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten eine bestmögliche Entwicklung dann, wenn die Ressourcen, die uns die Gesellschaft zur Verfügung stellt, sowie das Entwicklungspotenzial, welches das Kind oder der Jugendliche mitbringt, ineinander greifen und sich in konkreten stabilen Kompetenzen manifestieren, die auf einer gefestigten und förderlichen Persönlichkeit beruhen. In unseren nunmehr drei intensiv-sozialpädagogischen Projekten arbeiten unsere Mitarbeiter und wir, täglich an dieser Zielsetzung. Unsere Erfolge hinsichtlich der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, die zu einem großen Teil in anderen Einrichtungen als nicht mehr tragbar angesehen wurden, bestätigen uns in unserem Vorhaben und Handeln. Um unsere Erfahrungen anderen interessierten Menschen zugänglich zu machen, haben wir uns zu dieser Veröffentlichung entschlossen.
Als Medium haben wir uns für einen Blog als eine Art „lebendiges Buch“ entschieden.Wie der Name schon sagt, sollen dessen Inhalte – basierend auf unseren zukünftigen Erfahrungen und den Anregungen anderer Kollegen – zunehmend reifen und anwachsen. Dies bedeutet, dass immer wieder neue Inhalte, sowie gewonnene Erkenntnisse hinzukommen, noch präziser beschrieben und speziell mit Beispielen untersetzt werden. Im Zentrum dieses Blogs steht die Beschreibung unserer sozialpädagogischen Arbeitsweise mit entwicklungstraumatisierten Kindern und Jugendlichen. Wir haben über die Jahre ein umfassendes Konzept dazu entwickelt und es den Namen „Professionelle Sozialpädagogik“ gegeben.
Unter einer professionellen Arbeit verstehen wir ein Handeln, welches zielgerichtet, methodisch durchdacht, systematisch, kontrolliert und wertschätzend stattfindet.
Insofern ist es unser Anspruch, dass alle Methoden und Vorgehensweisen, die wir Ihnen hier vorstellen, diesem Anspruch an Professionalität entsprechen.
Teil 1 – Theorie
Hier stellen wir Ihnen unsere Grundannahmen zu wichtigen Aspekten unseres Konzeptes vor.
Jeder von uns hat in seinem Kopf ein bestimmtes Bild von der Welt, in der er lebt. Auf Grund dieses Weltbildes denken wir nach, planen, beurteilen und handeln. Umso vollständiger und realitätsnäher es ist, umso mehr steigen die Chancen, bei dem was wir in unserem Leben tun, erfolgreich zu sein. Insofern ist dieses Konzept ein Teil unseres Weltbildes. Es basiert auf unserem Verständnis von Entwicklungstrauma, Psyche und des sozialpädagogischen Arbeitsfeldes. Da wir uns letztendlich als Praktiker verstehen ist es für uns wichtig praxisorientierende Grundannahmen zu entwicklen, um vor allem auch die hiermit verbundene entscheidende Frage beantworten zu können:
Vor welchen Herausforderungen bzw. Aufgaben stehen wir, um unser zentrales Ziel – eine bestmögliche Entwicklung der uns anvertrauten entwicklungstraumatisierten Kinder und Jugendlichen zu sichern – zu verwirklichen?
Teil 2 – Praxis
In diesem Teil beschreiben wir Ihnen, was wir wie tun, um die oben dargestellten zentralen sozialpädagogischen Aufgaben erfolgreich, sowie in professioneller Form zu bewältigen.
In unserer Arbeit haben sich zwei Schlüsselfaktoren herauskristallisiert.
Schlüsselfaktor I – ist eine konstante Umwelt, die den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen grundlegende Sicherheit und Orientierung gibt.
Schlüsselfaktor II – ist ein fachlich organisierter sozialpädagogischer Prozess. Dieser Prozess wird maßgeblich durch die individuellen Entwicklungsziele des einzelnen Kindes bzw. Jugendlichen und der jeweiligen Zone der nächsten Entwicklung, bestimmt.
Beide Schlüsselfaktoren werden wir Ihnen in diesem Teil ausführlich und anhand von Beispielen aus unserer Praxis vorstellen.
Teil 3 – Methoden
In diesem Teil werden wir bewährte Methoden beschreiben, die wir gemeinsam mit unseren Kollegen in unserer langjährigen Praxis entwickelt haben und weiterhin entwickeln.
Wir betrachten uns selbst als eine lernende Organisation. Insofern reflektieren wir konsequent unsere Arbeit und die Methoden, die wir nutzen. Nicht selten entstehen dadurch neue Vorgehensweisen bzw. Werkzeuge, die sich in unserer Praxis bewähren und die, wie wir hoffen, auch für andere Praktiker, die in diesem Arbeitsfeld tätig sind, interessant sein könnten. Hier werden wir diese in Verbindung mit dem angestrebten Ziel und bezüglich der praktischen Umsetzung vorstellen.